Kunstvermittlung: Ute Gruenwald

Ein Kunstwerk verlässt seine Ecke – Ute Gruenwald

Großformatige Gemälde haben seit jeher die Eigenschaft verinnerlicht, die Massen zu besänftigen und zu einem Moment des Innehaltens zu bewegen. Befand sich der Betrachtende zuvor noch angestrengt auf der Suche nach künstlerisch wertvoller Einsicht vor leidiger Kleinformatigkeit, wurde diese Suche mit dem Erblicken des scheinbar Gesuchten in all seiner Mächtigkeit prompt beendet. Gefesselt von zunächst unüberschaubarer Detailfülle, wanderte der Blick über die Fläche des Bildes, über malerisch geschaffene Strukturen hinweg, von Figurationen zu den teils bestehenden Abstraktionen und suchte letztendlich doch nur nach einer das Werk abschließenden und wieder verlassenden Einsicht.

Die Künstlerin Ute Grünwald schafft diese großformatigen Gemälde, fern jedoch jeder eilig zu erlangender Einsicht. Ihre malerischen Strukturen, die sich in Wegen und Abzweigungen, bekannten Künstlerpersönlichkeiten in gekippter Form oder auch vergangenen Objekten höchst aktueller Präsenz für die Betrachtenden manifestieren, verweilen nicht in einer rein abbildenden Manier. Vieles wirkt verflacht, eindeutig als Malerei zu identifizieren und nur in geringem Maße ein klar zu erkennendes Sujet im Bild schaffend. Die Bilder Grünwalds sind Momente einer Reise, die nicht durch sofort Erkennbares und Gesuchtes definiert, sondern in den Pausen, Wartezeiten und Unterbrechungen, in denen kein Weiterkommen zu herrschen scheint, ihre Faszination entstehen lassen.

In Zeiten von abgesteckten Grenzen und tradierten Vorstellungsparadigmen sind die entgrenzten und stets in Bewegung befindlichen Inhalte der Bilder Grünwalds eine nie enden wollende Reise in künstlerisch unbekannte und immer wieder aufs Neue beginnende Erweiterung des eigenen Erwartungshorizontes.

Alexander Leinemann

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Beitragsbild: www.carlottasophia.de

Presse (Auszug):

Kehrwieder am Sonntag, 29. / 30. August 2020